Flug ins Unbekannte

D-USYS

Ein internationales Forschungsteam untersucht von Nepal aus die Luft in Höhen von bis zu 20 Kilometern. Mit dabei sind Thomas Peter und drei weitere Mitglieder der Professur für Atmosphärenchemie am Institut für Atmosphäre und Klima (IAC).

von Thomas Peter
Vergrösserte Ansicht: Das Forschungsflugzeug wird aus dem Buddha Air Hangar in Kathmandu herausgezogen. (Foto: Thomas Peter)
Das Forschungsflugzeug wird aus dem Buddha Air Hangar in Kathmandu herausgezogen. (Foto: Thomas Peter)

Der asiatische Monsun ist eines der dynamischsten und energiereichsten Wettersysteme unseres Planeten: Wie in einem riesigen Fahrstuhl werden hier enorme Mengen an Luft bis in über 16 Kilometer Höhe geschleudert. Damit erreichen sie bereits den Übergangsbereich zur Stratosphäre – das ist derjenige Bereich der Atmosphäre, in der die Ozonschicht liegt.

Ist die Luft während des Monsuns erst einmal in die Stratosphäre gelangt, verweilt sie dort jahrelang und breitet sich weltweit aus. Satellitenbilder zeigen direkt oberhalb der Monsunregion eine dünne Wolke aus Aerosolen – in der Luft schwebende kleine Tröpfchen oder Staubkörnchen – welche sich über Südasien von der arabischen Halbinsel bis zur Ostküste Chinas erstreckt.

Vergrösserte Ansicht: Das Höhenforschungsflugzeug M55-Geophysica in Kathmandu (Foto: Thomas Peter).
Das Höhenforschungsflugzeug M55-Geophysica in Kathmandu (Foto: Thomas Peter).
Vergrösserte Ansicht: Messungen von Wasserdampf, Ozon, Aerosolen und Wolkenpartikeln mit einem Mess-Ballon (Foto: Simone Brunamonti).
Messungen von Wasserdampf, Ozon, Aerosolen und Wolkenpartikeln mit einem Mess-Ballon (Foto: Simone Brunamonti).

Rätsel der Klimaforschung

Die Zusammensetzung und Herkunft der Aerosolwolke über dem Monsun sowie die Prozesse, die zu ihrer Bildung führen, zählen zu den grossen Rätseln der Klimaforschung. Es ist deshalb auch unbekannt, wie der Monsun auf Änderungen der Emission von Luftschadstoffen oder auf Klimaveränderungen reagieren wird.

Diese Lücke will ein internationales Forschungsteam nun schliessen. Im StratoClim-Projekt arbeiten 37 wissenschaftliche Organisationen aus elf europäischen Ländern, den USA, Bangladesch, Indien und Nepal unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven zusammen.  

Vergrösserte Ansicht: Erste Resultate der Mess-Ballone. Links: Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit. Rechts: Rückstrahlungs-Verhältnis von Aerosolen und Wolkenpartikeln. (©: ETH Zürich and DWD Lindenberg, Germany).
Erste Resultate der Mess-Ballone. Links: Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit. Rechts: Rückstrahlungs-Verhältnis von Aerosolen und Wolkenpartikeln in Abhängigkeit der Höhe. (©: ETH Zürich und DWD Lindenberg, Deutschland).   

Zähe Verhandlungen um Starterlaubnis

Nach jahrelangen Bemühungen verschiedener internationaler Teams und mehreren gescheiterten Versuchen ist es dem Konsortium nun gelungen, Zugang zu diesem Luftraum mit einem Höhenforschungsflugzeug zu erhalten. Thomas Peter und Beiping Luo vom Departement Umweltsystemwissenschaften (D-USYS) sind in die Planung der Forschungsflüge involviert. «Die wissenschaftlichen Interessen mit den politischen Sensivitäten zwischen Nepal, Indien, China und Bangladesch zusammenzubringen, erforderte ein gutes Mass an Fingerspitzengefühl», so Peter. Die russische Maschine M55-Geophysica konnte nun am 27. Juli in Kathmandu (Nepal) starten; an Bord hatte sie 25 speziell entwickelte Messinstrumente. Ihre Flughöhe von über 20 Kilometern Höhe ist etwa doppelt so hoch wie die übliche Reiseflughöhe von Passagierflugzeugen.

Einsatzplanung mit Forschungsballonen

Kleine Forschungsballone helfen, das Flugzeug in die dünnen Aerosolschichten zu manövrieren, die wahrscheinlich anthropogenen Ursprungs sind. ETH-Forscher Simone Brunamonti und Teresa Jorge sind hierfür verantwortlich, gemeinsam mit Kollegen des Deutschen Wetterdienstes. «Unser Hauptanliegen ist die Geophysica in die richtige Höhe zu lotsen. Wir wollen verstehen, wie sich diese Aerosolschicht bildet und wie sie den Monsun beeinflusst.»

Herauszufinden, wie der Monsun auf vom Menschen verursachte (anthropogene) Emissionen und Klimaänderungen reagieren wird, ist für die direkt betroffenen Länder in Asien von nahezu existentieller Bedeutung. Der Monsun ist aber auch für das Klima in unserern Breitengraden entscheidend. Er spielt eine wichtige Rolle für die Zusammensetzung der globalen Stratosphäre und hat während unseres Sommers Einfluss auf das Wetter der gesamten nördlichen Hemisphäre.

Das Forschungsprojekt externe SeiteStratoClim (Stratospheric and upper tropospheric processes for better climate predictions) wird von der Europäischen Union gefördert. Am Projekt beteiligen sich mehr als 30 Forschungsinstitute und Universitäten aus 15 hauptsächlich europäischen Ländern unter Federführung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

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